Bemannt, Raumstationen

Nach der Landung: Pressekonferenz mit Alexander Gerst

Alexander Gerst

ESA-Astronaut Alexander Gerst (Foto: Ute Gerhardt)

Nach 197 Tagen auf der ISS ist der europäische ESA-Astronaut Alexander Gerst am 20. Dezember 2018 wohlbehalten wieder aus dem Orbit zurückgekehrt. Damit endete zumindest der aktive Part seiner =>Mission =>“Horizons“, die aus über 60 Forschungsprojekten bestand. Beschäftigt hat sich Gerst unter anderem mit den Themen Robotik, alternative Lebenserhaltungssysteme, Quantenphysik und Krebszellenwachstum. Mitgearbeitet hat er insgesamt an ca. 200 Experimenten aus verschiedensten Herkunftsländern; viele dieser Experimente und Projekte werden nun auf der Erde weitergeführt oder ergänzt.

Zum Teil war Gerst allerdings auch selbst Forschungsgegenstand, wie zum Beispiel beim Projekt “Myotones“, bei dem seine Skelettmuskulatur vermessen bzw. deren Veränderung überwacht wurde. Sinn des Ganzen ist, unmittelbar Gersts Trainingserfolge zu bewerten, mittelbar jedoch auch, die daraus gewonnenen Erkenntnisse für medizinische Zwecke wie bei Muskel- oder Knochenschwund irdischer Patienten zu nutzen.

Vom 3. Oktober bis zum 18. Dezember übernahm Gerst die Rolle des Kommandanten der Internationalen Raumstation. Er ist erst der zweite Europäer, der je dazu ernannt wurde. Als Kommandant hatte der 42-jährige eine Reihe zusätzlicher Aufgaben wie Arbeitskoordination und -überwachung, Sicherheitsmaßnahmen, aber auch Mitverantwortung für das psychische Wohl seiner Kollegen. Nachdem Mitte Oktober der Flug dreier weiterer Kollegen zur ISS wegen einer Fehlfunktion der Soyuz abgebrochen werden musste, förderte Gerst das Arbeitsklima durch regelmäßige Kinoabende, gemeinsame Mahlzeiten etc.

ESA Generaldirektor Wörner, Astronaut Gerst Foto: Ute Gerhardt

ESA Generaldirektor Jan Wörner, Astronaut Gerst (Foto: Ute Gerhardt)

Wörner und Gerst betonten in der Konferenz den Aspekt des Teamworkings, der für den Bau und den Betrieb der größten von Menschen je gebauten Maschine vonnöten sei. Die ISS zeige, was unter friedlicher und freier Kooperation international erreicht werden könne. Bezüglich der weiteren Lebensdauer der ISS lautete die Aussage von Johann-Dietrich Wörner, ein kurzfristiges Ende der aktiven Betriebsphase sei nicht in Sicht.

Die ISS sei einzigartiger Teil einer gesamten internationalen Infrastruktur, insbesondere für die Wissenschaft. Sie sei aufgrunddessen in ihrer aktuellen Konfiguration nicht ohne Weiteres ersetzbar und würde daher sicher noch über das Jahr 2024 hinaus weiter betrieben. Vorgesehen ist allerdings auch eine Ausdehnung bzw. Ergänzung durch vermehrte robotische Missionen, sowohl im Orbit als auch auf anderen Himmelskörpern wie dem Mond.

Gerst ist vergleichsweise fit und konnte nach eigener Aussage während seines Aufenthaltes auf der ISS sogar Muskelmasse aufbauen. Kleinere Probleme gibt es zum aktuellen Zeitpunkt noch mit einem Teil seiner  Rumpfmuskulatur und mit dem Gleichgewichtssystem. Über Weihnachten verbringt der Astronaut zwei Tage mit seiner Familie und setzt dabei sein Training fort. Dennoch befindet er sich derzeit in einer Anpassungsphase und wird noch bis in den Januar eng von Medizinern u. a. des :envihab überwacht. Vermisst hat Gerst auf der ISS hauptsächlich die Natur und das Wetter seines Heimatplaneten. Vorträge und eigene Veröffentlichungen plant Gerst erst nach den kommenden Monaten.

Die Pressekonferenz endete nach rund einer Stunde; der Livestream kann hier zumindest eine Zeitlang noch nachträglich geschaut werden.

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