1. Blau leuchtende Bärtierchen
Bärtierchen („Tardigradae“) zählen zu den zähesten Lebewesen der Erde. Sie halten extreme Umweltbedingungen aus, darunter auch starke Strahlung und mindestens 10 Tage lang sogar das Vakuum und die Kälte im Weltraum. Wie man jüngst heraus gefunden hat, sind einige von ihnen dank ihrer Farbe sogar noch besser gegen bestimmte Wellenlängen geschützt als ihre normalen Artgenossen:
„Ein bräunliches Tierchen allerdings hielt dem Beschuss nicht nur stand, sondern vertrug auch noch die vierfache Dosis der Strahlung – und leuchtete dabei blau, wie die drei Fachleute beim genaueren Hingucken feststellten. Tatsächlich erwies sich die blaue Strahlung als mehr als nur ein hübscher Nebeneffekt. Als Prakash und ihre Kollegen die neue Art züchteten, fanden sie zwischen 10 und 20 Prozent Tiere mit weniger brauner Farbe. Als sie diese auf ihre Widerstandskraft gegen extreme UV-Strahlung testeten, starben die farblosen Tiere viel schneller – und sie leuchteten auch nicht blau. Daraus schließen die Fachleute, dass der braune Farbstoff UV-Licht sehr effektiv in blaues Licht umwandelt. Dadurch »entschärft« es die zerstörerische Strahlung und verhindert, dass sie das eigene Gewebe zerstört.“
(Quelle: “ Spektrum der Wissenschaft „)
Der Nutzen für die Raumfahrt wird zwar im oben verlinkten Text nicht explizit erwähnt, liegt aber auf der Hand. Denn zur Zeit stellt Strahlung allgemein für Lebewesen und die gesamte Ausstattung einer Mission eine der wichtigsten Restriktionen dar. Forschung zum Strahlungsschutz ist somit eines der Top-Themen dieses Bereichs. UV-Strahlung deckt konkret natürlich nur einen vergleichsweise kleinen und relativ harmlosen Bereich des Spektrums ab, ist aber für Satelliten etc. durchaus ebenfalls schädlich. Sollte es möglich sein, den Farbstoff dieser Bärtierchen nicht nur zu isolieren und zu analysieren, sondern unter Erhaltung seiner Eigenschaften auch synthetisch in größerem Maßstab herzustellen, könnte hoffentlich zumindest in diesem Wellenlängenbereich eine signifikante Verbesserung erzielt werden. Von speziellen Lacken bis hin zu sonstigen Materialbeschichtungen oder -komponenten wäre — nicht nur für die Raumfahrt — einiges denkbar. (Und wer weiß: Vielleicht sogar Sonnencreme für Urlauber. ^^)
Ja, das sind viele Konjunktive, aber damit fängt Gundlagenforschung meistens an.
2. Lego Space Challenge
Lego ist längst mehr als nur ein normales Spielzeug, denn es hat spätestens mit der „Mindstorm“-Produktreihe auch Einzug in die Schulen gehalten. Der jünste Coup lautet „Lego Space Challenge“ und stellt eine Serie von (englischen) Online-Unterrichtseinheiten dar, in denen auf Basis des „Lego EV3 Space Challenge Set“ diverse Lektionen in Robotik, Fernerkundung und mehr gelernt und erteilt werden können.
Disclaimer: Ich besitze dieses Set nicht, habe auch nie damit gebaut, stehe nicht in Kontakt oder gar Geschäftsbeziehung mit Lego und erwähne die Space Challenge lediglich, weil sie mir zufällig unter den Mauszeiger geriet und mir grundsätzlich für Lehrer und Jugendliche interessant erscheint. Ich bitte also darum, diesen Eintrag nicht als Werbung oder explizite Kaufempfehlung zu werten.
Jana Körner
Ein sehr interessanter Artikel. Und bitte nicht den Blog löschen!?
Andreas Seebacher
Die technische Anwendung in Lacken fände ich äußerst interessant! Ein in Cremes oder Lotionen könnte für Menschen mit Lichtdermatosen durchaus interessant sein. Natürlich würde es auch nicht lange dauern, bis die Kosmetikindustrie die Substanz für sich entdeckt und es in Make-ups oder Sonnencremes verarbeitet. Man darf über die Ergebnisse zukünftiger Forschung mit der Substanz gespannt sein.