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Blick hinter die Kulissen

Von links: Steve Robinson, Jim Kelly, Andy Thomas, Wendy Lawrence, Charlie Camarda, Eileen Collins und Soichi Noguchi. Bild: NASA

Von links: Steve Robinson, Jim Kelly, Andy Thomas, Wendy Lawrence, Charlie Camarda, Eileen Collins und Soichi Noguchi. Bild: NASA

Strahlende Gesichter von vor Vitalität nur so strotzenden Raumfahrern und Raumfahrerinnen. Wir haben sie auf den Fotos der Pressemitteilungen von ESA, NASA, JAXA & Co. alle schon gesehen. Die Vermutung liegt nahe, dass diese ausgewählten Damen und Herren einen Urlaub entweder direkt vor oder gerade hinter sich haben.

Aber ist das wirklich so? Welche Vorbereitung steckt in einer Raumfahrtmission? Ist der Verlauf wirklich immer so reibungslos, wie die Berichte die Öffentlichkeit glauben machen? Verstehen die Crewmitglieder sich wirklich immer so gut, dass es zu keinen nenneswerten Konflikten untereinander kommt?

Diesen und vielen anderen Fragen ist Mary Roach mit ihrem Buch „Packing for Mars. The Curious Science of Life in the Void“ nachgegangen. (Deutsch: „Was macht der Astronaut, wenn er mal muss? Eine etwas andere Geschichte der Raumfahrt“)

Die 16 Kapitel auf über 300 Seiten tragen Überschriften wie: „He’s smart but his birds are sloppy – Japan picks an astronaut“ oder „Houston, we have a fungus – Space hygiene and the men who stopped bathing for science“ oder auch „Discomfort food – when vegetarians make dinner, and other tales of woe from aerospace test kitchens

Allerdings solle man sich durch die bizarr klingenden Kapitelüberschriften nicht täuschen lassen: Der Inhalt ist zwar humorvoll, aber durchaus kritisch formuliert. Roach berichtet nicht nur von den Tücken eines Toilettengangs ohne Schwerkraft oder über die Tatsache, dass Experimente mit Pflanzen zuweilen den kulinarischen Gelüsten der Astronauten zum Opfer fallen. Sondern beispielsweise auch über gravierende psychische Probleme, über Eifersucht, Gewalt und sexuelle Übergriffe. Sie schildert, warum viele Probleme sowohl von den Astronauten als auch von den Raumfahrtagenturen meist unter den Teppich gekehrt werden und welche Konsequenzen und Probleme sich daraus für Folgemissionen ergeben.

Technische Diskussionen über Antriebssysteme und sonstige High Tech findet man hier nicht. Roach hat sich mit ihrem Buch eher den Schnittstellen zwischen Physik, Technik, Biologie und Psychologie gewidmet. Welche Probleme tauchen auf und wie sehen die Lösungen aus? Das Buch liest sich auch für Laien flüssig, kommt in den allermeisten Fällen ohne Fachchinesisch aus und schildert die diversen Problematiken für den Leser sehr bildhaft. Bei aller Situationskomik wahrt Roach jeoch immer den Respekt gegenüber den Personen und Institutionen, über die sie schreibt.

„Packing for Mars“ ist sowohl informativ als auch amüsant und eignet sich m.E. prima, um Interessierten einen ersten und schon recht detaillierten Einblick ins Thema „Alltag im All“ zu vermitteln. Wer es danach noch genauer wissen möchte, ist mit der zehnseitigen, nach den 16 Kapiteln gegliederten Bibliographie ebenfalls gut bedient.

Packing for Mars

Packing for Mars

Mary Roach: „Packing for Mars“
Norton, New York, 2011
321 Seiten

  1. Ich hab das Buch auch gelesen und auf meinem Blog rezensiert. Ich fand das sehr interessant mal hinter den großen Apparat NASA zu schauen und nicht nur diese schöne heile Welt der Raumfahrt zu sehen. Aber manchmal war es sehr ekelig, z.B. wie sie die Hygiene auf der Gemini 7 Mission oder grad was die Fäkalien angeht. Aber ich hab auf vieles gelernt, Detailinfo zum Missionen oder was ich am spannendsten fand die Schicksale der Affen. Oder was Studenten so alles bei der NASA für Tests machen dürfen. Roach schreibt kompromisslos ehrlich was ich sehr gut finde. Tolles Buch, lohnt sich zu lesen. Toller Blog übrigens!

  2. Danke! Stimmt, sie schreibt ziemlich offen. Vermutlich wird gerade die Fäkalienfrage viele Leser anziehen. Der deutsche Titel bezieht sich bestimmt nicht ohne Absicht ausgerechnet auf diesen Aspekt. *g*

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