(Dies ist ein Beitrag aus meinem alten Blog „Rückspiegel“. Das Blog existierte von 1999 bis 2013; dann nahm ich es aus persönlichen Gründen vom Netz. Dieser Eintrag ist eine schöne Erinnerung an einen tollen Abend, die ich nicht in einem .sql-File verschütt‘ gehen lassen möchte. Mehr nicht. Am besten einfach nicht weiter beachten. ;-))
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Wenn ein Chemiker, -> zwei -> Astronomen und ein undefinierbares Subjekt (sprich: Meine Wenigkeit) miteinander eine Veranstaltung besuchen, kann das eigentlich nur eine prima Sache werden. *g*
In diesem Fall war es die „Lange Nacht der Sterne“ bei ESA und EUMETSAT in Darmstadt, die am vergangenen Freitag zum Tag der offenen Tür geladen hatten.
Der Rundgang bei der ESA begann mit einem Blick in die Kontrollräume der diversen Satelliten und Teleskope. Also die Bodenkontrollen, das Herschel-Planck-Teleskop, das Integral-Teleskop, die Umwelt- und die Cluster-Satelliten. Ich muß gestehen, daß ich gerne viel, viel mehr über die verwendete Software bzw. deren Hersteller erfahren hätte, fand aber den Einblick auch ohne diese Informationen sehr interessant.
Weiter ging es mit einer Kopie des Rosetta-Satelliten und dessen Kontrollraum sowie diversen Vorträgen zum Thema Weltall, Sterne, Planeten, Klima und Raumfahrt. Besonders interessant fand ich den Vortrag zum Thema Mondlandung, Mondbasis und deren technischen Voraussetzungen von Michael Khan. So weiß ich nun auch endlich, was sog. „Peaks of Eternal Light“ sind und daß eine der großen aktuellen technischen Herausforderungen der Raumfahrt darin besteht, eine punktgenaue Landung z.B. auf dem Rand eines Kraters durchzuführen, statt wie bisher immer in einer der Ebenen.
Auf dem Außengelände befanden sich dann noch weitere Stände, wie z.B. eine kleine Live-Beobachtungsstation mit einem kleinen Spiegelteleskop (dessen Ausbeute sich allerdings wegen des nicht besonders guten Wetters in Grenzen gehalten haben dürfte) und einer Vorführung des Marsroboters CESAR, ein Resultat des 2008 von der ESA ausgeschriebenen „Lunar Robotics Challenge“, der unter anderem in der Lage ist, Krater mit 40% Steigung zu erklimmen und daraus Bodenproben zu entnehmen. Das Besondere an der Challenge war, daß die Roboter sowohl im Dunkeln als auch in hellem Licht funktionieren mußten, der Energieverbrauch nicht über 2 kWh liegen und das Gewicht 100 Kilogramm nicht übersteigen durfte. Des weiteren mußte das Gerät in einen Transportbehälter von gerade mal einem halben Kubikmeter passen. Scheint mit CESAR gelungen zu sein. Äußerlich und von der Funktionsweise her erinnert das Gerät an einen Sportrollstuhl mit Donald-Duck-Füßen.
Ebenfalls sehr interessant war der zweite (wenn auch kürzere) Teil des Abends bei der EUMETSAT, der aus Vorträgen über die sich momentan im Einsatz befindlichen Wettersatelliten und deren Anwendungsgebiete bestand. Weltweit gibt es ca. 11.000 Beobachtungsstationen, die über mehrere Haupt- und Zwischenstationen untereinander vernetzt sind und in kürzester Zeit ihre Daten untereinander austauschen können. So konnten für einen der Vorträge z.B. die aktuellen Daten von Feuerland mit nur ca. einer Viertelstunde Verzögerung abgerufen und in die Analyse eingebettet werden. Sehr aufschlußreich fand ich auch den Hinweis, daß der Nutzen der Wetterdaten beim ca. Zwanzigfachen des Budgets für die eigentliche Beobachtung liegt. Wenn man sich überlegt, was Satellitenprogramme und deren Weiterentwicklung über die Jahre kosten und wer davon letztendlich profitiert (Luft- und Schiffahrt, Wirtschaft und Tourismus etc.), kommt man schon ins Grübeln, ob die Finanzierung derzeit eigentlich optimal geregelt ist.
Insgesamt war es ein toller Abend, und ein ganz besondererer Dank geht an diesen Herrn, der unserer Vierergruppe netterweise zu Presseausweisen verholfen hat, die uns – anders als den anderen Besuchern – einen zeitlich unbegrenzten Aufenthalt auf dem Gelände sowie Zugang zu weiteren Infos ermöglichten. Ich kam mir zwar vor wie ein Hochstapler *g*, aber da wir ja einen waschechten Journalisten in der Gruppe hatten, war ich zumindest gut getarnt. ^^
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